ID: 31
FLORA UND FAUNA
icon Codex-Buch

MUAD'DIB: AUS DEM TAGEBUCH VON ARISTE ATREIDES
Kängurumaus. Muad’dib. Ein Tier, das die Fremen bewundern, und dessen Form sich auf dem zweiten Mond des Planeten sowie als Konstellation zeigt. Ein einfallsreicher Erdgeist, der durch ihre Mythologie hüpft. Diese winzige Kreatur kann uns allen eine Lektion in Sachen Überleben in der Wüste lehren. Das Fremen-Wort dafür kann "Maus" bedeuten, aber auch "Lehrer".

Für mich hat Muad’dib eine persönlichere Konnotation – weniger akademisch, weniger erklärbar. Wenn du lange genug in den Spiegel blickst, kommt es zur Dissoziation. Das Gesicht, das du siehst, wird dir fremd. Du gleitest aus deinem Körper und deiner Identität. Ich empfinde dieselbe Dissoziation, wenn ich Muad’dib ansehe. Irgendwie unheimlich. Als wäre sie in einer anderen Zeit, einer anderen Realität ein Symbol für ...

Nein. Es ist wieder weg. Ich bin kurz davor, es zu erkennen, aber je mehr ich mich konzentriere, desto schneller entgleitet es mir, wie Sand durch Finger rinnt.
PFLANZEN: SCHIMPFTIRADE EINES BETRUNKENEN SANDMENSCHEN
Mortimer hat mich einen verdammten Blumenlutscher genannt, also habe ich ihn so hart geschlagen, dass der Knochen über seinem Auge runterkam wie eine Lawine über einen Höhleneingang. Seitdem blinzelt er anders. Alles nur, weil ein paar verdammte Idioten meinen, wer keine Leichensäfte mag, ist ein Weichei. Manchmal sind einfach keine Leichen da. Hör jetzt zu.

Es gibt Abendprimeln, die sind rot und wachsen hier. Überraschend zarte Blütenblätter. Gute Feuchtigkeit.

Es gibt Armutsgras. Wächst praktisch nirgends, schmeckt nach nichts. Harte Arbeit, auch nur einen Fingerhut voll zu sammeln. Und es gibt Zwiebelgras, das nach ... na ja, Zwiebeln schmeckt.

Es gibt Räucherbusch. Die Fremen haben daraus früher Räucherwerk gemacht. Sie wussten, wie man feste Pflanzen mit starken Wurzeln züchtet, wie diesen Busch und Sand-Verbena und Saguaro und Weiße Bursage.

Einige dieser Pflanzenspezies stammen angeblich von einem Planetologen oder sonst jemandem, der sich in die Arbeit des Schöpfers eingemischt hat.
WÜSTENFALKE: AUF EINEM BLANK GEFRESSENEN SKELETT GEFUNDENE NOTIZ
Vom Konvoi getrennt. Bein zerschmettert und nutzlos. Jetzt ist Abend, Gott sei Dank. Blutet nicht mehr. Werde versuchen, Destillanzug zu versiegeln. Update später.

Dämmerung. Wüstenfalken kreisen. Zu Hause sind Falken ein Atreides-Symbol. Nach der Ankunft hat unser Herzog Verbindung zu ihnen gespürt. Liet Kynes hat faszinierenden Bericht geschrieben. Wie sie Futter finden, Wasser aufbewahren. Wünschte, sie könnten mich das lehren. Update später.

Nachmittag. Destillanzug fällt aus. Durst. Falken landen in meiner Nähe. Raubtiere, die auch Aas fressen. Himmelsbegräbnis, alte Tradition auf der Alten Erde. Fremen hielten Falken für Seelenführer. Update später.

Durst! Winke mit Armen, wenn Falken zu nahe kommen. Sollen wissen, dass ich lebe. Verschwende Nährstoffe. Bin keine Nahrung.

Nacht. Durst. Überall Falken. Nicken mit Kopf. Aufgeregt. Menschliche Gesichter. Leute, die ich kenne. Menschenhände statt Krallen. Greifen nach mir. Bringt mich heim.
WÜSTENFLEDERMAUS: AUS DEN PERSÖNLICHEN NOTIZEN VON PITER DE VRIES
Wüstenfledermäuse aus der Ordnung Chiroptera stammen von Spezies der Alten Erde ab und sind erstaunlich gut an die verhasste Wiege Arrakis angepasst. Mein Interesse gilt ausschließlich den Cielago, modifizierten Chiroptera zum Transport von Distrans-Nachrichten. Die Distrans-Technologie ermöglicht das Implantieren und spätere Entfernen von Informationen bei einem Tier.

Die subliminal gespeicherten Nachrichten sind durch das korrekte Wort bzw. eine Phrase abrufbar. Die Fremen sowie bestimmte Assassinen auf Arrakis setzen Distrans-Tiere zur Geheimkommunikation ein. In Fremen-Sietches gab es Nestlöcher, in denen es von Fledermäusen wimmelte. Ungeziefer, das sich in tiefen Höhlen im eigenen Kot versteckt … die Ähnlichkeit zwischen Fremen und Fledermäusen ist offensichtlich.

Bleibt die Frage, wie viele Geheimnisse nach der Auslöschung der Fremen noch am Nachthimmel herumflattern.
INVASIVE KAKTEEN: AUS DEN FELDAUFZEICHNUNGEN VON DEREK CHINARA
In den ältesten Aufzeichnungen und Kunstwerken der Fremen oder anderer fehlen die größeren Kakteenspezies von Arrakis. Laut meinen Recherchen stammten sie aus einem uralten und verlassenen botanischen Labor des alten Imperiums. Von einer sterbenden Zivilisation zurückgelassen, gelangten diese Pflanzen in die Natur von Arrakis, passten sich an und veränderten subtil die Umwelt. Das Leben ist zäh und rücksichtslos – es findet seinen Weg hinein, ohne Einladung oder Gastfreundschaft.

Pardot Kynes selbst hat Pflanzenspezies modifiziert und nach Arrakis gebraucht. Und ich will nun mit einiger Schwierigkeit herausfinden, welche Spezies von ihm kamen und welche aus jenen verschollenen Labors. Wir kennen nicht alle dieser alten Anlagen. Was wuchs noch dort unten? Was ist noch entkommen?


Logge dich ein um zu kommentieren